In täglicher Anwaltspraxis ist eine Konstellation prägend: Eine Beziehung zwischen Privat- oder Geschäftsleuten oder Unternehmen gerät in Schieflage. Leistungen, auf die Beteiligte wechselseitig angewiesen sind, werden zurückgehalten oder setzen aus, zuweilen verbunden mit unmittelbarer Existenzbedrohung eines der Beteiligten. Die Situation bedarf einer Lösung sofort. Schmerzlich die Erkenntnis, dass vor Gericht zu klagen in einer solchen Situation nicht hilft: Bis eine rechtskräftige Entscheidung vorliegt, bedarf es ohne weiteres zweier oder mehrerer Jahre. Effektiver Rechtsschutz versagt bereits aufgrund der zeitlichen Komponente. Auch die Perspektive, die gerichtlicher Rechtsschutz darüber hinaus bietet, sind zuweilen ernüchternd: Der Weg zum Urteil erfordert persönliche und finanzielle Ressourcen, die in der Situation nicht vorhanden sind oder dringend anders benötigt werden. Und ein Urteil bringt die Beziehung, gleich ob privater oder geschäftlicher Art, selbst oft nicht in Ordnung. Vielmehr werden oft - bestenfalls - nur Schäden festgestellt und zugeteilt. Ob wenigstens daraus etwas folgt, ist ebenfalls Vabanquespiel: Zwei oder mehr Jahre sind Zeit genug, dass sich wirtschaftliche Verhältnisse ändern, Beteiligte ihre Leistungsfähigkeit einbüßen oder, im Fall von Unternehmen, ganz vom Markt verschwinden. Ein Urteil reduziert sich dann auf ein geduldiges und dabei kostenaufwändiges Papier. Es steht darin dann nur, was in der Vergangenheit Recht gewesen wäre. Mehr nicht.
Die Praxis zeigt dabei oft gar keine oder allenfalls nachrangig rechtliche Aufgabenstellungen: Der Grundbefund ist oft banal. Zwischen den Beteiligten ist die Kommunikation zum Erliegen gekommen. Missverständnisse entstehen und verschärfen sich, Fehlverständnisse werden begründet. Austausch wird durch Verdächtigungen ersetzt, gefolgt von Zerstörung. Selten der Fall, dass sich Wirklichkeit dann noch zutreffend abbildet: Nichts ist wie es scheint, Reden hilft. Mit Bereitschaft, konstruktiv hinzusehen und zu kommunizieren, Möglichkeiten und Chancen realistisch zu erkennen und zu bewerten, nicht im Interesse des anderen, sondern im eigenen Interesse, zeichnet sich die Lösung oft bereits ab. Als Aufgabe bleibt, die Struktur zu schaffen, die eine zielführende und verlässliche Umsetzung garantiert. Das ist allgemeine Lebensaufgabe und bei Unternehmen Tagesgeschäft. Nichts, was prinzipiell der Beteiligung insbesondere staatlicher Gerichte bedarf, so verführerisch der Wunsch nach einem Dritten, der eine Entscheidung für einen selbst trifft, auch sein mag.
Richtig beraten sind Parteien selbst besser imstande, auch aus Streit heraus, zügig nachhaltige Lösungen für sich zu entwickeln als ein Dritter für sie.